Sarah Luisa Wurmer gewinnt Fanny Mendelssohn Förderpreis 2025

Preisträgerin 2025 Sarah Luisa Wurmer mit dem Juryvorsitzenden Martin Hoffmeister und FMFP-Gründerin Heide Schwarzweller
Als Konzeptpreis steht der Fanny Mendelssohn Förderpreis wie kaum ein anderer Klassikpreis dafür, visionäre Konzepte und neue Trends der klassischen Musik aufzuspüren und zu fördern. Mit ihrem besonderen Instrument der Zither und ihrem Konzept „Intimacy“ begeisterte Sarah Luisa Wurmer beim Wettbewerbsfinale am Wochenende die renommierte Jury unter dem Vorsitz von Martin Hoffmeister und ging als Preisträgerin des Jahres 2025 hervor.
Die Eigenarrangements klassischer Stücke im Wechsel mit Neukompositionen, die die 22-jährige Münchnerin für ihr Programm zusammengestellt hat, enthüllen die Zither in einer frischen und ungehörten Weise als eine instrumentale Neuentdeckung unserer Zeit. Durch ihre Einfachheit und klangliche Vielfalt schafft das Instrument Momente des innigen Zuhörens, des gegenseitigen Öffnens und der Intimität. In Zeiten zunehmender Polarisierung und gesellschaftlicher Herausforderungen erweckt Sarah Luisa Wurmer mit ihrem für die Zither geschriebenen Programm die therapeutische Wirkung der Musik.
„Für mich bedeutet Intimität, eine Vertrautheit, als wenn man mit den Fingerspitzen die Linien eines Gesichts nachzeichnet, oder eine Melodie, die man auswendig kennt,“ so Sarah Luisa Wurmer über den Titel ihres Konzepts. „Der Fanny Mendelssohn Förderpreis ist sehr besonders für mich, vor allem weil ich jetzt als erste Gewinnerin mit dem Instrument Zither hier stehe. Es ist mir ein ganz großes Anliegen das Repertoire für die Zither zu erweitern und sie in ihrer Vielfältigkeit und Modernität zu präsentieren. Dass ich das jetzt im Kreise des Fanny Mendelssohn Förderpreis weitermachen darf, bedeutet mir wahnsinnig viel.“ Basierend auf dem Gewinnerkonzept wird sie durch die Förderung des Fanny Mendelssohn Förderpreises ihr Programm beim Hamburger Label ES-DUR aufnehmen. Die Veröffentlichung ist für den Sommer geplant.
„Der Fanny Mendelssohn Förderpreis steht im Gegensatz zu anderen Preisen für mehr als nur Handwerk und künstlerische Qualität, sondern auch für ein konsistentes Konzept, was vorgetragen wird. In diesem Fall wurden alle drei Kriterien erfüllt“, so der Juryvorsitzende Martin Hoffmeister zur Entscheidung. „Die Gewinnerin hat auf allen Ebenen überzeugt, durch große Repertoirevarianz, durch spieltechnische Exzellenz und ein balanciertes Repertoire. Sie hat uns gezeigt, wie schlüssig sich zeitgenössische Musik in ein klassisches Programm integrieren lässt. Vor allen Dingen haben wir gelernt, über welch großes klangliches Spektrum die Zither verfügt, von der traditionellen Musik bis zum experimentellen Klang, alles ist möglich, auch Percussion und kulturelle Vielfalt. Die Zither und ihre Varianten sind überall auf der Welt präsent, eine echte Überraschung.“
Über das Konzept „Intimacy“ und die Zither
Die Zither ist vielen Menschen aus dem häuslichen und kammermusikalischen Musizieren bekannt. Sie steht für das archaische Musizieren schlechthin. Sarah Luisa Wurmer ist es wichtig, die Wahrnehmung der Zither darüberhinaus zu verbreiten und zu modernisieren. Mit dem Repertoire von „Intimacy“ zeigt die Musikerin alle Klangwelten auf und setzt sich mit verschiedenen Facetten der Vertrautheit auseinander. Sie stellt darin Johann Sebastian Bachs Suiten für Violoncello in einer Bearbeitung für Zither vier Neukompositionen gegenüber, die eigens für das Programm entstanden sind. So schafft sie einen spannenden Kontrast, der das Publikum auf eine neue Art zuhören lässt und für gegenseitiges Öffnen und damit Intimität und Vertrauen sorgt. In unseren reizüberfluteten von Social Media stark beeinflussten Zeiten verschwimmen die Grenzen von Privatem und Öffentlichem, echte Intimität ist nicht mehr selbstverständlich. Mit ihrer Musik schafft Sarah Luisa Wurmer einen Raum dafür und erinnert uns an den Wert der Berührbarkeit. Man darf sich darin verletzlich zeigen.
Für „Intimacy“ kombiniert Sarah Luisa Wurmer Werke auf europäischer Zither und mongolischer Yatga: Zitherperspektiven, die international verbinden und zugleich ganz persönlich ausgewählt sind. In dem Programm spürt die junge Musikerin den Wurzeln und Traditionen der Instrumente nach und führt sie zeitgleich in die Moderne.
Über Sarah Luisa Wurmer
Für die junge Musikerin mit dem besonderen Instrument Zither sind das Entwerfen eigener Konzertformate sowie die Kombination verschiedenster Kunstsparten und Kulturen besonders wichtig. Alte und Neue Musik, historische Klangfarbigkeit und moderne (Spiel-) Techniken – zwischen diesen Polen bewegt sich ihr Spiel auf der Konzert-Diskantzither, der barocken Altzither „Cetra Nova“ und der seltenen Basszither.
Sarah Luisa Wurmer studiert an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) in der Klasse von Prof. Georg Glasl und Tajda Krajnc, ergänzt durch ein Auslandssemester am Mongolian State Conservatory in Ulaanbaatar. Dabei beschäftigt sie sich intensiv mit verwandten Zitherinstrumenten wie mongolischen Wölbbrettzither „Yatga“ und der historischen „Altai-Harfe“. Sie konzertiert solistisch sowie in verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen. 2023 war sie u.a. mit selbst konzipierten Programmen beim Mozartfest Würzburg zu hören. 2024 gab sie ihr Festivaldebüt bei den Thüringer Bachwochen in der Reihe BACH FORWARD und spielte mit den Münchner Philharmonikern. In der Saison 24/25 ist Sarah Gastmusikerin beim Bridges Kammerorchester.
Sie ist Stipendiatin des Max Weber-Programms des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, bei YEHUDI MENUHIN Live Music Now München und Augsburg e.V., sowie des Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). 2023 war Sarah Finalistin des „Berlin prize for young artists“ (VAN Magazin). 2024 wurde sie als Preisträgerin des 10. Internationalen Wettbewerbs für Zither „Ernst Volkmann-Preis“ ausgezeichnet. Außerdem war sie Preisträgerin des „XPLORE – Wettbewerbs für neue Konzertformate“ der HMTM und Finalistin des deutschlandweiten D-Bü Wettbewerbs. Zusätzlich erhielt sie mit ihrem Duo Hadassa und Eva Kuhn das Musikstipendium der Landeshauptstadt München 2024 sowie eine Förderung für den Kultursommer Rheinland-Pfalz 2025.
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